SONJA RYCHKOVA
The Frankfurt painter Sonja Rychkova (b. 1998) studied painting at the Hochschule für Gestaltung Offenbach with Heiner Blum and Mike Bouchet. In 2021, she won the academy's "Rundgang"-Prize.
In 2022, her first solo exhibition took place at the Bürohaus an der Alten Oper in Frankfurt am Main, and in 2023, the Frankfurter Kunstverein showed her work in the group exhibition "And This is Us - Young Art from Frankfurt", for which 11 graduates of the Städelschule in Frankfurt and the Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) were selected. This is Rychkova's first presentation at Robert Grunenberg.
In her literally larger-than-life, monumental paintings, the Russian-born artist portrays only young men, friends, and neighbors from her community. Many of them come from the housing project where she grew up until the age of 18, a socially underprivileged neighborhood where people of diverse cultural and ethnic backgrounds live together. Rychkova's faceless and headless portraits, however, can only be understood as social commentary to a limited extent; rather, they speak of the attitude to life of her generation. They are always anonymous, completely reduced to male body language, clothing, accessories, poses, and gestures of hip-hop and skate culture. In painting, Rychkova is primarily interested in the interplay of body, movement, and the draping of clothes. At the same time, she exaggerates her figures erotically and manneristically, making them seem almost sacred, while her painting is full of references to the history of painting, from the Baroque through Symbolism and Art Nouveau to the visual language of music videos, films, and contemporary dance choreography.
Other influences come from Rychkova's family history. Her grandfather was a sculptor in the Soviet Union and created monumental sculptures in the heroic style of socialist realism, which Rychkova always looked at in black and white photographs. Her father, a skater himself, introduced her to skate culture as a child, showing her skate magazines and introducing her to one of his favorite artists: Tom of Finland. Her grandmother took her to the Russian Orthodox Church as a child and teenager and gave her small icons. From these diverse influences, Rychkova has created a unique style of painting that combines intimacy and pathos, physicality and transcendence. Like the diptych of two kissing friends she created for IMAGINE, all of her recent paintings are based on video recordings she made at concerts or parties, from which she isolates stills to use as the basis for her paintings. Despite their monumentality and theatricality, the resulting large-format canvases appear vulnerable and timeless, developing a surprisingly open form of portraiture.
(DE)
Die Frankfurter Malerin Sonja Rychkova (geb. 1998) studierte Malerei an der Hochschule für Gestaltung Offenbach bei Heiner Blum und Mike Bouchet. 2021 gewann sie den Rundgangspreis der Hochschule für Gestaltung Offenbach. 2022 fand ihre erste Einzelausstellung im Bürohaus an der Alten Oper in Frankfurt am Main statt, 2023 zeigte der Frankfurter Kunstverein ihre Arbeiten in der Gruppenausstellung „And This is Us - Junge Kunst aus Frankfurt“, für die 11 Absolventen der Städelschule in Frankfurt und der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) ausgewählt wurden.
Dies ist Rychkovas erste Präsentation bei Robert Grunenberg. Auf ihren buchstäblich überlebensgro.en, monumentalen Gemälden porträtiert die russischstämmige Künstlerin ausschließlich junge Männer, Freunde und Nachbarn aus ihrem Umfeld. Viele von ihnen stammen aus der Siedlung, in der sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr aufwuchs, einem sozial nicht privilegierten Viertel, in dem Menschen unterschiedlichster kultureller und ethnischer Herkunft zusammenleben. Rychkovas gesichts- und kopflose Porträts sind jedoch nur bedingt als soziale Kommentare zu verstehen, vielmehr sprechen sie vom Lebensgefühl ihrer Generation. Sie sind stets anonym, ganz reduziert auf männliche Körpersprache, Kleidung, Accessoires, Posen und Gesten der Hip-Hop- und Skatekultur. Dabei interessiert sich Rychkova malerisch vor allem für das Zusammenspiel von Körper, Bewegung, Faltenwurf der Kleidung. Gleichzeitig überhöht sie ihre Figuren erotisch und manieristisch, lässt sie fast sakral erscheinen, wobei ihre Malerei voller Bezüge zur Malereigeschichte vom Barock über Symbolismus und Jugendstil bis hin zur Bildsprache von Musikvideos, Filmen und aktueller Tanzchoreografie ist.
Weitere Einflüsse stammen aus Rychkovas Familiengeschichte. Ihr Großvater war Bildhauer in der Sowjetunion und schuf monumentale Skulpturen im heroischen Stil des sozialistischen Realismus, die Rychkova immer wieder auf Schwarzweißfotos betrachtete. Ihr Vater, selbst Skater, führte sie als Kind in die Skatekultur ein, zeigte ihr Skatemagazine und machte sie mit einem seiner Lieblingskünstler bekannt: Tom of Finland. Ihre Großmutter nahm sie als Kind und Jugendliche mit in die russisch-orthodoxe Kirche und schenkte ihr kleine Ikonen. Aus diesen vielfältigen Einflüssen hat Rychkova einen ganz eigenen Malstil entwickelt, der Intimität und Pathos, Körperlichkeit und Transzendenz verbindet. Wie das Diptychon zweier sich küssender Freunde, das sie für IMAGINE geschaffen hat, basieren alle ihre neueren Gemälde auf Videoaufnahmen, die sie bei Konzerten oder Partys gemacht hat und aus denen sie Stills isoliert, um sie als Bilder zu verwenden. Stills isoliert, um sie als Grundlage für ihre Malerei zu verwenden. Die so entstandenen großformatigen Leinwandarbeiten wirken trotz ihrer Monumentalität und Theatralik verletzlich, zeitlos und entwickeln eine überraschend offene Form der Porträtmalerei.
Text von Oliver Koerner von Gustorf (für die Robert Grunenberg Ausstellung)